Keine Wohnung – aber wenigstens ein Postfach
hoelp richtet in Meldorf Post-Anlaufstelle für Wohnungssuchende ein
Meldorf, 14.03.2023 – Wer seine Wohnung verliert, ist postalisch nicht mehr erreichbar. Und wer nicht erreichbar ist, hat auch keinen Anspruch auf regelmäßige staatliche Leistungen. Angesichts der wachsenden Wohnungsnot rutschen immer mehr Dithmarscherinnen und Dithmarscher in eine extrem prekäre Lage, aus der sie ohne Hilfe nicht mehr herauskommen. Die hoelp gGmbH hat daher an ihrem Standort in der Meldorfer Grabenstraße eine Postanlaufstelle für Menschen ohne festen Wohnsitz eingerichtet. Es ist die dritte Postadresse dieser Art in Dithmarschen; weitere sind in Heide und Brunsbüttel. „Wir sorgen nicht nur dafür, dass Briefe und behördliche Anschreiben ankommen, sondern dass die betreffenden Personen auch ordnungsgemäß beim Amt gemeldet sind, bevor sie dann im JobCenter Hilfe beantragen können“, berichtet Betriebsleiterin Aurora-Margarita Bünning.
Sobald es eine Meldeadresse gibt, besteht Anspruch auf das Bürgergeld. „Außerdem können wir dann eine Vielzahl von weiteren Leistungen anbieten, die den Wohnungssuchenden helfen, wieder auf die Beine zu kommen“, ergänzt Tobias Weber vom JobCenter Dithmarschen. Zuvor jedoch wenden sich die Betroffenen oft an die Brücke Dithmarschen, die bereits auf den Notfallschrank in Meldorf zurückgreifen, wenn zum Beispiel jemand ohne Lebensmittel oder passende Kleidung zu ihnen kommt. „Die Menschen in Not sind zwischen 18 und 80 Jahre alt. Jedoch merken wir, dass in jüngster Zeit vor allem jüngere Männer und Frauen in Not zu uns kommen. Dann bemühen wir uns gemeinsam mit der hoelp um Hilfe, die auch neue Perspektiven aufzeigen“, erläutert Julia Pusback, die bei der Brücke das Team der Wohnungslosenhilfe leitet.
Wer über eine der sozialen Organisationen bei der hoelp um eine Postanschrift bittet, hat zumeist eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Oft spielt die Sucht eine Rolle, zuweilen auch die Trennungen von Partner oder Partnerin und manchmal auch die Unfähigkeit, mit dem Leben, wie wir es kennen, zurecht zu kommen. „Die Hilfe muss dann schnell und so unbürokratisch wie möglich erfolgen, sonst verlieren die Betroffenen den Glauben ans System“, erklärt hoelp-Regionalleiter Alexander Rose. Wie viele Betroffene es in Dithmarschen gibt, ist kaum zu ermitteln, da eine aussagekräftige Statistik durch die wechselnden Unterkünfte nicht zu erstellen ist. Vorsichtigen Schätzungen zufolge könnte ein Prozent aller Bewohner Dithmarschens unter Wohnungslosigkeit leiden, also mindestens 130 Menschen. Wie hoch jedoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.
Hoffnung gibt die hoelp, die nicht nur die Postadresse bietet, sondern auch die Leistungen der Tafel, der hoelp Kaufhäuser in St. Michaelisdonn und Brunsbüttel sowie zuweilen auch Zimmer. „Wir sind stolz, dass wir hier in Meldorf ein so enges Netz an sozialen Trägern und Leistungen haben. Damit kann den meisten Menschen in einer Notlage geholfen werden, sofern sie das wünschen“, kommentierte Bürgermeisterin Uta Bielfeldt das neue Projekt.
Freuen sich über das neue Angebot bei der hoelp (v.li.): Meldorfs Bürgermeisterin Uta Bielfeldt, Julia Pusback von der Brücke Dithmarschen und Aurora-Margarita Bünning, hoelp gGmbH. (Foto: Kienitz/hoelp)